**Pflege vor Ort stärken: AOK fordert radikale Strukturreformen**
In einer Welt, die immer älter wird, setzen führende Gesundheitssysteme auf Strukturreformen, um den beständig wachsenden Pflegebedarf zu decken. Der Fokus liegt zunehmend auf einem Ansatz, der als „Pflege vor Ort“ bekannt ist und auf die Stärkung lokaler Gesundheitsnetzwerke abzielt. Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland stellt mit ihrem aktuellen Pflegepositionspapier radikale Strukturreformen in den Vordergrund, mit dem Ziel, die Pflege vor Ort bedarfsgerechter, effizienter und robuster zu gestalten.
Was ist Pflege vor Ort?
Pflege vor Ort bezieht sich auf Pflegedienstleistungen, die in der direkten Gemeinschaft der Pflegebedürftigen erbracht werden. Statt den Bedarf an Pflegeplätzen durch die Schaffung zusätzlicher Pflegeheime zu decken, zielt dieser Ansatz darauf ab, die vorhandene Infrastruktur und die verfügbaren Dienste zu verbessern und dabei den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen gerecht zu werden. Durch die Aufrechterhaltung des gewohnten Umfeldes sollen die Pflegebedürftigen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden bleiben können.
Die Herausforderungen in der Pflege
Die Soziale Pflegeversicherung (SPV) steht aktuell vor einigen Herausforderungen: Die Bevölkerung altert und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich. Gleichzeitig besteht ein Mangel an qualifizierten Pflegefachkräften, der die Versorgung zusätzlich erschwert. Infolgedessen hat die AOK ein Positionspapier veröffentlicht, in welchem sie umfangreiche Strukturreformen fordert, um die Pflege vor Ort zu stärken und zu verbessern.
Flexibilisierung des Leistungsrechts und Aufhebung der Sektorengrenzen
Eine der in dem Positionspapier der AOK vorgeschlagenen Maßnahmen ist die Flexibilisierung des Leistungsrechts in der Pflege. Damit wird ein individuell zugeschnittener Ansatz verfolgt, bei dem alle bisherigen Leistungsansprüche in ein Basisbudget und ein Sachleistungsbudget zusammengefasst werden. Dies ermöglicht es, unabhängig vom Ort der Leistungserbringung und je nach Pflegegrad, auf die Leistungen zuzugreifen. Darüber hinaus fordert die AOK die Aufhebung der Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege, um eine effiziente und bedarfsgerechte Nutzung von personellen und finanziellen Ressourcen zu ermöglichen.
Stärkere Zusammenarbeit von Kommunen, Kranken- und Pflegekassen
Eine weitere Schlüsselposition in dem AOK-Positionspapier ist der Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Kranken- und Pflegekassen. Es wird argumentiert, dass ein koordinierter, sektorübergreifender Ansatz dazu beitragen kann, die Pflegeversorgung effizienter und effektiver zu gestalten und so das Leben der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zu verbessern.
Prävention und digitale Lösungen
Prävention spielt eine wesentliche Rolle in den Forderungen der AOK. Vorbeugung sowohl vor als auch bei bereits eingetretener Pflegebedürftigkeit ist besonders wichtig. Eine der vorgeschlagenen Maßnahmen ist die Umwandlung der Kurzzeitpflege in einen Vollleistungsanspruch im Sinne einer ressourcenorientierten pflegerisch-therapeutischen Präventionspflege. Evidenzbasierte digitale Unterstützungsangebote, wie z.B. Systeme, die Stürze automatisch erkennen, können dazu beitragen, dass Menschen länger selbstständig zu Hause leben können.
Schließung der Finanzierungslücke
Um die aktuellen Herausforderungen in der Pflege zu bewältigen und die nötigen Reformen umzusetzen, ist letztendlich auch eine finanzielle Lösung notwendig. Die AOK spricht sich in diesem Zusammenhang für die Einführung eines dauerhaften, zweckgebundenen und dynamisierten Bundesbeitrags aus, um versicherungsfremde Leistungen auszugleichen. Zudem fordert sie die Bundesländer auf, ihrer finanziellen Verantwortung zur Übernahme der Investitionskosten nachzukommen und somit die stationären Eigenanteile zu begrenzen.
Die umfassenden Reformideen und Vorschläge der AOK können in dem vollständigen Positionspapier, welches Sie hier einsehen können, nachgelesen werden. Es bleibt abzuwarten, wie diese Vorschläge in der Praxis umgesetzt werden können und welche positiven Auswirkungen sie auf die Pflege vor Ort haben könnten.